Rheinland-pfälzische Schülergruppe beim griechischen Staatspräsidenten

Der griechische Staatspräsident Prokopis Pavlopoulos (vorne Mitte) empfängt die rheinland-pfälzische Schülergruppe im Präsidentenpalast in Athen

Trier/Athen – Wie schnell das europäische Ideal der „Einheit in Vielfalt“ zur lebendigen Erfahrung werden kann, durfte eine Schülergruppe der BBS 1 Technik Kaiserslautern gemeinsam mit ihren Partnerschülern des Technischen Lyzeums Lechena (Griechenland) bei der Durchführung des deutsch-griechischen Schülerprojekts „Misfits: Diversity Uncovered“ erfahren. Sowohl bei dem Treffen in Griechenland als auch beim Gegenbesuch in Deutschland beschäftigten sich die Jugendlichen in einer anspruchsvollen Projektarbeit mit Biographien von Menschen, die vom NS-Regime in beiden Ländern verfolgt und ermordet wurden.

Da ohne Erinnerung Versöhnung nicht gelingen kann, hat das Bildungsministerium Rheinland-Pfalz in Zusammenarbeit gemeinsam mit der Schulabteilung der Aufsichts- und Dienstleistungsdirektion (ADD) -Internationale Beziehungen im Schulbereich- seit 2016 Lehrerfortbildungen und Schülerprojekte angestoßen, in denen sich deutsche und griechische Lehrer und Schüler mit Themen der gemeinsamen Vergangenheit im 2. Weltkrieg beschäftigen, insbesondere mit NS-Verbrechen an der griechischen Bevölkerung 1941 – 1944 – ein bisher wenig aufgearbeitetes Kapitel der Geschichte in beiden Ländern.

Eines der Zentralthemen der Projektarbeit in Griechenland war die Auseinandersetzung mit dem Massaker, das die deutsche Wehrmacht im Dezember 1943 an der Zivilbevölkerung des Bergdorfes Kalavryta verübte. Nachdem das geplante Treffen mit dem deutschen Botschafter und dem griechischen Staatspräsidenten anlässlich der offiziellen 75. Gedenkfeier des Massakers in Kalavryta einem plötzlichen Wintereinbruch zum Opfer fiel, lud der Staatspräsident die gesamte Schülergruppe zu einem Nachholtermin in sein Palais nach Athen ein. Er unterstrich dort seine große Freude über die gemeinsame Aufarbeitung eines so schwierigen Kapitels deutsch-griechischer Geschichte und zollte dem Projekt großen Respekt als ein wichtiges Zeichen europäischer Aussöhnung.

Die schwierige Auseinandersetzung mit der Vergangenheit brachte die Jugendlichen sehr nahe zusammen in der gemeinsamen Überzeugung, dass Unterschiede keine Rolle spielen und auch nie wieder spielen dürfen in einer lebendigen europäischen Gemeinschaft. Über all den zahlreichen Kompetenzen, die die Jugendlichen während der Woche erwarben, steht als Fazit, dass sie in all ihrer Unterschiedlichkeit und Vielfalt zur Einheit zusammengewachsen sind und sich zuerst Fremde trafen, die binnen einer Woche Freunde und schließlich zu einer neuen europäischen Familie wurden.

Dem Projekt „Misfits: Diversity Uncovered“ werden weitere deutsch-griechische Schulprojekte dieser Art an rheinland-pfälzischen Schulen folgen. 

Teilen

Zurück