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„Unser Dorf hat Zukunft“: Ergebnisse im Gebietsentscheid für die Region Koblenz

Koblenz/Rheinland-Pfalz – Buch, Neuerkirch, Selbach/Sieg, Rech/Ahr, Ziegenhain und Oberraden – das sind die Sieger-Gemeinden im Gebietsentscheid der Region Koblenz im Wettbewerb „Unser Dorf hat Zukunft“ 2024/25. Die Ergebnisse der sechsköpfigen Fachjury hat heute der Präsident der Aufsichts- und Dienstleistungsdirektion (ADD), Thomas Linnertz, bekanntgegeben. Der Gebietsentscheid ist Teil des rheinland-pfälzischen Landeswettbewerbs 2024/25 zum Bundesentscheid 2026.
Buch, Neuerkirch, Selbach/Sieg, Rech/Ahr, Ziegenhain und Oberraden (v.l.o.n.r.u.) – das sind die Sieger-Gemeinden im Gebietsentscheid der Region Koblenz im Wettbewerb „Unser Dorf hat Zukunft“ 2024/25.

„Der ländliche Raum ist ein unverzichtbarer Bestandteil von Rheinland-Pfalz. Es ist unsere gemeinsame Aufgabe, diese Regionen zu erhalten und zu stärken, um eine ausgewogene und nachhaltige Entwicklung zu sichern“, so ADD-Präsident Linnertz. „Die Teilnehmenden haben eindrucksvoll bewiesen, wie viel Innovationskraft und Potenzial in den lokalen Gemeinschaften steckt, um individuelle Herausforderungen zu meistern. Sie alle haben gezeigt: Ihr Dorf hat Zukunft.“ Der Landeswettbewerb „Unser Dorf hat Zukunft“ wurde auf Kreisebene in 125 Gemeinden in den Gebieten Trier, Koblenz und Neustadt a.d.W. durchgeführt. Von diesen Gemeinden haben sich 54 Gemeinden für den Gebietsentscheid qualifiziert. Die sechs platzierten Ortsgemeinden haben sich auf der Grundlage des Teilnehmerschlüssels für den Landesentscheid qualifiziert, welcher Ende September durch das Ministerium des Innern und für Sport durchgeführt wird.

Übersicht der Siegergemeinden und der teilnehmenden Gemeinden

Gebiet Koblenz

PlatzOrtsgemeindeEinwohnerVerbandsgemeindeLandkreis

1

Buch615NastättenRhein-Lahn-Kreis

2

Neuerkirch317Simmern-
Rheinböllen
Rhein-
Hunsrück-Kreis

3

Selbach / Sieg786WissenAltenkirchen

4

Rech /Ahr531AltenahrAhrweiler

5

Ziegenhain166Altenkirchen-
Flammersfeld
Altenkirchen

6

Oberraden668Rengsdorf-
Waldbreitbach
Neuwied

 

Weiterhin haben folgende Gemeinden auf Gebietsebene am Wettbewerb teilgenommen (alphabetische Reihenfolge):

OrtsgemeindeEinwohnerLandkreis
Anhausen1.391 Landkreis Neuwied
Aremberg208 Landkreis Ahrweiler
Berod552 Westerwaldkreis
Dedenbach486 Landkreis
Guckheim995 Westerwaldkreis
Limbach417 Westerwaldkreis 
Ober Kostenz253 Rhein-Hunsrück-Kreis
Obernhof382 Rhein-Lahn-Kreis
Volkesfeld564 Landkreis Mayen-Koblenz
Steinefrenz824 Westerwaldkreis
Wimbach444 Landkreis Ahrweiler
Winden731 Rhein-Lahn-Kreis
Wolken1.136 Landkreis Mayen-Koblenz

 

Allgemeine Informationen zum Wettbewerb

Grundlage für die rheinland-pfälzischen Landeswettbewerbe 2024/2025 „Unser Dorf hat Zukunft“ sind die Richtlinien mit Wirkung vom 1. Februar 2024. Jede Gemeinde mit bis zu 3.000 Einwohnern hat die Möglichkeit, am Landeswettbewerb "Unser Dorf hat Zukunft" teilzunehmen und im Kreis-, Gebiets-, Landes- und Bundesentscheid Auszeichnungen entgegenzunehmen.

Der Wettbewerb „Unser Dorf hat Zukunft“ ist in besonderem Maße dazu geeignet, die Menschen zu motivieren, Perspektiven für das Dorf und die Region zu entwickeln und nachhaltig zu gestalten. Von den vielfältigen Effekten gemeinsamer Anstrengungen und Erfolge können letztendlich alle Wettbewerbsteilnehmer profitieren. Schon die Entscheidung am Wettbewerb teilzunehmen, ist ein großer Gewinn für das Dorf. 

Die Siegergemeinden zeichnen sich insbesondere durch ihre Entwicklungskonzepte und Entwicklungsvorstellungen für die Zukunft sowie deren wirtschaftliche Initiativen aus. Von großer Bedeutung war auch das große bürgerschaftliche Engagement. Auch wurden die sozialen und kulturellen Aktivitäten in den Gemeinden hoch bewertet.

Gerne hätte die Jury weitere Gemeinden bei deren hohen Leistungsdichte in den Landesentscheid entsandt. Dies war jedoch auf Grund der diesjährigen Anzahl der teilnehmenden Gemeinden auf sechs Gemeinden begrenzt.

Einzelbetrachtung der Siegergemeinden

1. Platz: Ortsgemeinde Buch 

Die Ortsgemeinde Buch ist ein lebendiges Kleinod im Tal, geprägt durch innovative Initiativen und vorbildliche Integration von Ehrenamt, Neubürgern, Jugend und Senioren. Im historischen Zentrum spiegelt sich eine hohe baukulturelle Qualität wider, unterstützt durch private und öffentliche Projekte sowie gelungene Umnutzungen wie die ehemalige Scheune als Feuerwehrhaus. Herzstück des Ortes ist der Konsumplatz als Dorfmittelpunkt mit Jugendtreff und Kinderspielplatz, umgeben von grüner Landschaft und Streuobstwiesen, durchzogen von Erlebnispfaden wie dem Kräuterweg und alten Solitärbäumen. Aktivitäten wie das Kelterfest, und gemeinsame Ernteaktionen fördern das Miteinander und die Wissensvermittlung. Für die Zukunft plant Buch noch mehr Gemeinschaftsprojekte wie ein Mehrgenerationenhaus und einen Garten der Begegnung – die Kommission war begeistert vom Engagement der Gemeinde.

2. Platz: Ortsgemeinde Neuerkirch 

Neuerkirch lebt eine aktive Dorfgemeinschaft, in der das Leitbild von allen Bürgern mitgetragen und die Entwicklung durch gemeinsame Aktionen, Workshops und vielfältige Veranstaltungen vorangetrieben wird. Besonders herausragend sind die engagierten „Landmänner“ und „Dorfverbinder“, die das Miteinander stärken, sowie die konsequente Nutzung erneuerbarer Energien wie Nahwärmenetz, Windkraft und Solarthermie, die das Motto „Geld zurück ins Dorf“ sichtbar machen. Der Ort überzeugt durch ein harmonisches, historisches Ortsbild mit regionaltypischen Satteldachhäusern, Fachwerk und einer zurückhaltenden Farbgestaltung, wobei öffentliche und private Flächen durch offene Vorgärten, Trockenmauern und Staketenzäune gepflegt werden. Dorfgemeinschaftshaus und Museum sind in historischer Bausubstanz untergebracht und zeigen den respektvollen Umgang mit der eigenen Geschichte. Innenentwicklung steht vor Außenentwicklung. Die naturnahe Lage am Külsbach bietet wertvolle Lebensräume für Vögel und Insekten, unterstützt durch Ausgleichsmaßnahmen, extensives Grünland und eine beeindruckende Lindenallee. Nachhaltige Waldbewirtschaftung und die Bewahrung von Biotop- und Altbäumen unterstreichen das ökologische Engagement der Gemeinde.

3. Platz: Selbach / Sieg

Die Ortsgemeinde Selbach steht für ein „Dorfleben mit Herz“ – Gemeinschaft, Tradition und Fortschritt verbinden sich hier harmonisch und zeigen sich in Selbstbewusstsein bei gleichzeitiger Bescheidenheit. Nach einer Bürgerbeteiligung im Rahmen der Dorfmoderation 2018 wurde 2021 ein Dorferneuerungskonzept erarbeitet, das der Entwicklung der nächsten Jahre dient. Das Gemeinschaftsleben ist geprägt durch zahlreiche identitätsstiftende Merkmale (Selbacher Klänge) und gut integrierte Einrichtungen wie Schützenhaus, Grillhütte, Backes und Spielplatz sowie engagierte Gruppen wie die „Beetschwestern“. Besonders hervorzuheben ist der Fokus auf die Innenentwicklung; gelungenes Beispiel: der neue Dorfplatz mit Wasserlauf und die Initative zur Digitalisierung historischer Filme, die über QR-Codes im Ort zugänglich sind. Auch die Mitgliedschaft in einer Energie-Erzeugergemeinschaft und die Einbindung in ein Wanderwegenetz zeigen das nachhaltige und moderne Engagement der Gemeinde, trotz knapper Kasse. Das Ortsbild ist durch ein- bis zweigeschossige, zierliche Häuser in typischer regionaler Bauweise geprägt. Selbach liegt im Talraum des gleichnamigen Baches, ist zu einem Drittel mit Laubwald bewachsen und bietet einen Baumlehrpfad und im nördlichen Vogelschutzgebiet Lebensraum für Rotmilan, Schwarzstorch und Schwarzspecht. Traditionelle Haubergsnutzung und extensives Grünland fördern die Artenvielfalt.

4. Platz: Rech

Die Gemeinde Rech ist durch ihre Weinbaukultur geprägt und hat sich nach der Flutkatastrophe 2021 als zukunftsorientierte und resiliente Gemeinschaft bewiesen. Mit dem Maßnahmenplan Wiederaufbau und dem örtlichen Entwicklungskonzept wird der Wiederaufbau engagiert und innovativ vorangetrieben. Besonders der Uferbereich und die neue Brücke stehen im Fokus der Entwicklung. Die Lage an der Ahrtalbahn sichert eine hervorragende Nahverkehrsanbindung. Rech setzt auf Transparenz und Bürgerbeteiligung, etwa durch eine informative Homepage und innovative Wärmeversorgung (kalte Nahwärme für über 90% der Haushalte). Die Verbindung von moderner Technik und regionaler Identität gelingt beispielhaft. Die Gemeinde verfügt über bedeutende Weinbaubetriebe mit malerischen Innenhöfen, historische Fachwerkhäuser und ist gut in Rad- und Wanderwege eingebunden. Projekte wie das neue Dorfhaus in der alten Schule, ein Waldkindergarten sowie geplante „Freizeitachse“ an der Ahr stärken das Gemeindeleben und die Familienfreundlichkeit. Mit attraktiven Grünflächen, Blumenbeeten und neuen Projekten (Bikepark, Streuobstwiese, Mehrgenerationenplatz) wird das Ortsbild lebendig gestaltet. Die reizvolle Lage im Ahrtal mit Wasser, Wald und Wein bietet Naturerlebnisse und schafft vielfältige Lebensräume. Auch dem Hochwasserschutz wird durch die Rückgabe von Raum an die Ahr Rechnung getragen.

5. Ziegenhain 

Ziegenhain versteht sich unter dem Leitbild „Geschichte, Tradition, Identität“. Die Dorferneuerung wird als Gemeinschaftsaufgabe mit viel ehrenamtlichem Engagement, Ideenvielfalt und besonderer Kinderfreundlichkeit gelebt. Viele Projekte werden erst durch das Engagement der Bürger möglich, da sie den Gemeindehaushalt übersteigen würden. Das aktuelle Dorferneuerungskonzept (2023/24) und der Flächennutzungsplan geben klare Orientierung für die mittelfristige Entwicklung. Besonders wichtig ist das Konzept der Baulückenschließung, das auf Innenentwicklung statt Neubaugebiete setzt.

Das Dorf verfügt über ein attraktives ÖPNV-Angebot (Linienbus und Rufbus-Taxi) sowie eine informative Homepage. Trotz der geringen Einwohnerzahl gibt es bemerkenswert viele Gemeinschaftseinrichtungen, wie das Bürgerhaus im ehemaligen Gefrierhaus mit Dorfkneipe, das als Vorbild für regionale Baukultur gilt. Die Hofanlage „Haus Gruner“ zeigt mit ihrer vorbildlich begonnenen Renovierung und vorbildlicher Gartengestaltung großes Vorzeigepotenzial für eine behutsame Baukultur. Die naturnahen Spielräume für Kinder (z.B. Abenteuerspielplatz, Baumhaus) sowie der Mehrgenerationenplatz und die Umnutzung der alten Schlosserei für die Jugend ist beispielhaft. Ziegenhain beeindruckt mit seiner grünen Gestaltung: beeindruckende Baumalleen, große Hofbäume, intensiv begrünte Ortsränder und artenreiche Ausgleichsflächen. Die Natur wird aktiv geschützt und wertgeschätzt, was sich auch in der vielfältigen Tier- und Pflanzenwelt widerspiegelt. Schwalben und Frösche sind stetige Begleiter im Dorfleben. Insgesamt präsentiert sich Ziegenhain als lebendige, nachhaltige und liebenswerte Gemeinde mit starker Identität und großer Zukunftsperspektive.

6. Oberraden 

Oberraden ist geprägt vom Leitbild „Leben miteinander und gemeinschaftlich“, welches durch eine aktive Bürgerbeteiligung und zahlreiche ehrenamtliche Initiativen wie den Burschenverein, die Spielplatzrentner und die freiwillige Feuerwehr sichtbar gelebt wird. Die Gemeinde informiert ihre Bürger und Interessierte transparent und modern über eine vorbildliche Internetseite, einen Newsletter und eine digital abrufbare Dorfchronik. Durch das Gewerbegebiet am Ortseingang entstehen wohnortnahe Arbeitsplätze, und die Einnahmen aus der Gewerbesteuer ermöglichen zusätzliche gemeindliche Aktivitäten sowie die Förderung des dörflichen Miteinanders, das auch durch eine privat geführte Gaststätte bereichert wird. Das funktional gestaltete Dorfgemeinschaftshaus verbindet die benachbarten Orte. Die neue Bushaltestelle und einige neue private Gebäude wurden in regionaltypischer Materialität und Farbigkeit umgesetzt, was das harmonische Ortsbild unterstreicht. Die Gemeinde setzt auf Innenverdichtung statt auf überdimensionierte Neubaugebiete und bewahrt so das traditionelle Haufendorf mit seiner historischen Bausubstanz aus Fachwerk- und Steinhäusern sowie regionaltypischen Details wie Holzzäunen, Bruchsteinmauern und Grauwacke-Brunnen. Im Außenbereich werden Grünlandflächen extensiv bewirtschaftet, Streuobstwiesen gepflegt und das Landschaftsbild durch großkronige Bäume, naturnahe Spielplätze und gezielte Maßnahmen wie Fledermauskästen bereichert, was Oberraden zu einem lebendigen, naturnahen und identitätsstarken und liebenswerten Dorf macht.

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