Trier/Rheinland-Pfalz - Die grenzüberschreitende Großregion bietet ein starkes Potenzial, von dem vor allem auch die junge Generation in vielfältiger Weise profitieren kann. Das EU-Projekt SESAM´GR setzt genau hier an. Es handelt sich um das europaweit größte Programm im Bildungsbereich mit Mitwirkenden aus Luxemburg, Belgien, Frankreich und Deutschland. Auch der Kreis Trier-Saarburg ist ebenso wie das Land Rheinland-Pfalz Partner in diesem grenzüberschreitenden Projekt. In der Berufsbildenden Schule in Saarburg wurde präsentiert, welche Ziele mit SESAM´GR verfolgt werden und welche Aktivitäten im Rahmen des Programms, das bis August 2019 laufen wird, geplant sind.
„Sesam öffne Dich“ lautet die Zauberformel in der Geschichte „Ali Baba und die 40 Räuber“. Auch das Bildungsprojekt soll öffnen: Angesprochen werden junge Menschen, denen der Zugang auf den grenzüberschreitenden Arbeitsmarkt erleichtert werden soll. Dabei geht es vor allem um drei Schwerpunkte: die Förderung der Mehrsprachigkeit, die Entwicklung interkultureller Kompetenzen zur Stärkung des Zusammengehörigkeitsgefühls sowie die Berufsorientierung und -vorbereitung über die Staatsgrenzen hinweg, um die Schülerinnen und Schüler mit den umfassenden Perspektiven des Arbeitsmarktes in der Großregion vertraut zu machen.
Dabei setzt man auf konkrete Aktivitäten, die in den Bildungseinrichtungen teilweise bereits angelaufen sind. So sind aus dem Landkreis Trier-Saarburg als einem der Projektpartner sechs kreiseigene Schulen an SESAM´GR beteiligt: das Stefan-Andres-Gymnasium und die Realschule plus mit Fachoberschule in Schweich, die Geschwister-Scholl-Schule mit den Standorten in Saarburg und Hermeskeil, die Realschule plus mit Fachoberschule Konz sowie die Realschule plus und das Gymnasium Saarburg. Die Aktionen der Schulen sind vielfältig: Die BBS Saarburg arbeitet ganz praktisch in einem Tischler-Projekt mit einer Partnerschule im französischen Sarrebourg zusammen, Jugendliche der Realschule Saarburg machen Praktika in Betrieben in Luxemburg, außerdem stehen Unternehmensbesichtigungen in Frankreich auf dem Stundenplan, Schüler/innen des Gymnasiums Schweich orientieren sich bei Praktika Richtung Luxemburg. Am Gymnasium Saarburg besteht ebenfalls großes Interesse an Betriebsbesichtigungen im benachbarten Ausland. Die Realschule mit FOS Konz hat den Schwerpunkt im Bereich Informatik und strebt ebenso den Austausch in der Großregion an.
Neben diesen Aktivitäten und weiteren Vorhaben, an denen die Jugendlichen ganz unmittelbar beteiligt sind, umfasst SESAM´GR auch Fortbildungen für die pädagogischen Fachkräfte, bei denen es zum Beispiel um den Sprachunterricht, um das Kennenlernen der unterschiedlichen Schul- und Ausbildungssysteme oder um das Thema Berufsberatung geht. Schließlich ist es das Ziel, grenzüberschreitende Netzwerke zu schaffen, um die Schülerinnen und Schüler auf die Option einer Ausbildung oder des Berufseinstiegs im einer der benachbarten Staaten aufmerksam zu machen und sie beim Weg dorthin zu unterstützen.
„Unsere Großregion bietet exzellente Perspektiven und den jungen Menschen eine Vielzahl an attraktiven Möglichkeiten auf dem grenzüberschreitenden Arbeitsmarkt“, so Landrat Günther Schartz. Die Schulen hätten bereits Ebenen geschaffen, auf die man hervorragend aufbauen könne wie zum Beispiel bilinguale Unterrichtsangebote. SESAM´GR gebe nun die Chance, den Schülerinnen und Schülern noch stärker und differenzierter Türen zu öffnen und Wege zu ebnen, um jenseits der Grenze in Ausbildung und Beruf Fuß zu fassen.
„Von seiner Zielsetzung und seinem finanziellen Rahmen ist SESAM‘GR derzeit das größte Bildungsprojekt innerhalb der Europäischen Union“, so der Präsident der Aufsichts- und Dienstleistungsdirektion (ADD), Thomas Linnertz, in Saarburg. Im Rahmen der Auftaktveranstaltung überreichte ADD-Präsident Thomas Linnertz gemeinsam mit Dr. Brigitte Pikowsky, der Direktorin des Pädagogischen Landesinstituts und Landrat Günther Schartz das LOGO des INTERREG-Projektes SESAM’GR an den Leiter der Geschwister-Scholl-Schule, Jürgen Scholz. Mit der Überreichung wird die Zugehörigkeit zum Projekt SESAM‘GR der Geschwister Scholl-Schule zum Ausdruck gebracht. Das neue, gemeinsame INTERREG-Projekt SESAM steht unter Federführung des département de la moselle, dessen Präsident Patrick Weiten ebenfalls an der Veranstaltung teilnahm.
Der Umfang des Bildungsprojektes zeigt sich auch an der finanziellen Ausstattung. Die Gesamtkosten für die Aktivitäten in allen Ländern liegen bei rund 7,3 Millionen Eu-ro. Die Europäische Kommission fördert SESAM´GR über das Programm INTERREG VA mit 60 Prozent. Das Land Rheinland-Pfalz ist mit rund 2,6 Millionen Euro beteiligt.
Auf den Kreis Trier-Saarburg als Partner des Bildungsprojektes entfallen rund 50.000 Euro, davon werden wiederum 60 Prozent aus dem Europäischen Fonds für regionale Entwicklung (EFRE) gefördert. Die restlichen 40 Prozent und damit rund 19.000 Euro sind Eigenmittel des Kreises.
Bereits im Zeitraum von 2012 bis 2015 war der Landkreis Trier-Saarburg mit Schulen an einem ebenfalls durch das EU-Programm INTERREG geförderten Bildungsprojekt beteiligt. Durch das damalige Projekt mit dem Titel EduNet (Education Network Schule und Wirtschaft) sind bereits erste Netzwerke zwischen Bildungs- und Weiterbildungs-
trägern ebenfalls zur Berufsorientierung innerhalb der Großregion entstanden. SESAM´GR kann nun unter anderem darauf aufbauen.
SESAM´GR läuft unter Federführung des Departements Moselle in Frankreich. Darüber hinaus sind 14 Projektpartner beteiligt: die Ministerien für Bildung von Rheinland-Pfalz und dem Saarland sowie das entsprechende Ministerium in Luxemburg, das Deutsch-luxemburgische Lyceum Schengen, neben dem Landkreis Trier-Saarburg der Kreis Merzig-Wadern, das Landesinstitut für Pädagogik und Medien in Saarbrücken und das Zentrum für Aus- und Weiterbildung des Mittelstandes im belgischen St. Vith, die Technische Universität Kaiserslautern, die Acadèmie de Nancy-Metz, das Canopé-Netzwerk der Region Alsace Champagne-Ardenne Lorraine, das Eurodistrict SaarMoselle mit Sitz in Saarbrücken sowie die Provinzen Luxemburg und Lüttich in Belgien.